4. März 2015 Simon Scholz

Die Regeln der Arbeit

Ich lese sehr gerne Karriere- und Arbeitsliteratur, da sie Einblick in die Denkweisen und Strukturen verschiedener Branchen gibt und auch weil ich mich forschend mit Karrieren und Erfolgsfaktoren befasse. Nun haben Die Regeln der Arbeit von Richard Templar den Weg auf meinen Nachttisch gefunden. Wie der Titel bereits verrät, handelt es sich um eine Sammlung verschiedener Regeln, um Karriere zu machen. Diese reichen von Stilfragen über Netzwerke, Motivation und Glaubwürdigkeit bis hin zu Egoismus, Strategie und Mimikry.

Die Regeln der Arbeit von Richard Templar. Noch zeitgemäß oder ein überschätztes Fossil der 1970er Jahre?

Die Regeln der Arbeit von Richard Templar. Noch zeitgemäß oder ein überschätztes Fossil der 1970er Jahre?

Viele der Regeln sind einfach zu verstehen und prinzipiell auch anzuwenden, es wird jedoch nicht bedacht, dass auch jeder Arbeiter ein Individuum mit unterschiedlichen Anforderungen ist und nicht unbedingt mit einem Arbeitsethos der schönen Fassade zurechtkommt. Auch scheint das Lebensgefühl des Fight Club – niemand spricht darüber – als Pate für den Blick auf die Arbeitswelt bereitgestanden zu haben. Entsprechend selbstzerstörerisch wirkt das gesamte Buch. So mögen die Regeln in klassisch-bürokratischen Organisationen wie Großkonzernen oder größeren Behörden ihren Erfolg bringen, oder zumindest zur Zeit der Beobachtung (1970er) gebracht haben. Wer sich jedoch heute Gedanken über Erfolg macht, findet zentrale Themen wie Work-Life-Balance, Selbstverwirklichung, intrinsische Motivation oder auch nur das Internet nicht vertreten. Insbesondere Vertreter der Generation Y werden keinen Spaß bei der Lektüre haben. Bis die anerkennungssuchende Generation Z den Arbeitsmarkt flutet, die eine passende Zielgruppe für das Buch sein könnte, wird sich die Arbeitswelt noch weiter gewandelt haben.

Kurzcheck

  • 100 Regeln zu Werten, Strategien und Mitläufertum
  • Passend für Baby-Boomer und Generation Z, weniger für diejenigen, die aktuell Karriere machen wollen
  • Für Startups, Kleinunternehmen und Selbstständige nur bedingt zu gebrauchen
  • Orientierung am angloamerikanischen Arbeitsethos
  • Keine Abbildungen, Beispiele von vor 30 oder mehr Jahren

Regelbefolger stoßen auf eine natürliche Barriere: der Chefposten. Sie versuchen zu imitieren und Bestehendes inkrementell anzupassen, und dadurch von einer höher stehenden Person befördert zu werden. Innovation ist dadurch nahezu ausgeschlossen, freies Denken scheint verboten. Das ist an vielen Stellen in veralteten Denkmustern und durch den Bezug auf den angloamerikanischen Raum zu begründen, z.B. immer das Teuerste nehmen, was man sich leisten kann (egal ob es dem Stil entspricht oder man es verwerflich findet wie Elfenbein). Jedoch ist auch Positives zu vermerken. Für Richard Templar ist die  Echtheit der Person wichtig und man soll nicht lügen oder anderen absichtlich Schaden zufügen. Er erkennt ebenso, dass neben aller Anpassung die eigene Leistung Grundlage für weitere Karriereschritte ist. Aus meiner Sicht ist das Buch leider keine Empfehlung wert.

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